„Velosophie“

Oder Die Frage, warum wir noch viel öfter Fahrad fahren sollten

Es gibt hunderte und aberhunderte von guten Gründen, warum man Radfahren sollte. Radfahren ist gesund und schont die Umwelt, und last but not least ist das Fahrrad auch noch ein geniales Fahrzeug, mit dem man fast ohne Kosten zu haben von A nach B fahren kann.

Die Vorteile des Fahrradfahrens sind so mannigfaltig, daß ich gar nicht weiß wo ich anfangen soll. Fangen wir einfach mal mit dem zuletzt genannten Argument an, …

Das Fahrrad, ein geniales Fahrzeug

Draisine

Das erste Fahrrad der Weltgeschichte war eigentlich noch keines, es war eigentlich nur eine hölzerne Laufmaschine, so erdacht anno 1816 hier zu Mannheim vom Freiherrn von Drais. Aber zwei Dinge fehlten noch. 1861 wurde das Pedal erfunden, welches zunächst auf das Vorderrad wirkte und ab 1888 gab es den auf das Hinterrad wirkenden Kettenantrieb.

Das Fahrrad ist trotz seiner vergleichsweise einfachen Technik eine geniale Maschine, denn mit dem Fahrrad haben wir Menschen quasi die Evolution überlistet. Das Verhältnis der eingesetzten Energie zur zurückgelegten Strecke unter Berücksichtigung der dabei bewegten Masse ist derart günstig, daß es nur noch von Schwalben und Seevögeln überboten werden kann. Kein anderes landgehendes Lebewesen ist in der Lage, mit so wenig Watt je Kilogramm Körpermasse eine so große Strecke zu überwinden wie der Mensch, wenn er ein Fahrrad führt.

Gehen

Ein Fußgänger, der mit ca. 4 km/h gemüchlich einherschreitet, benötigt dafür ungefähr 50 Watt. Ein Radfahrer schafft mit eben diesen 50 Watt eine Geschwindigkeit von etwa 16 km/h, ist also bei gleicher Leistung ca. viermal so schnell und kommt folglich in gleicher Zeit auch ca. viermal so weit. Das kommt daher, weil der Fußgänger nur ca. 20 % seiner Leistung in den Vortrieb geben kann, der Rest geht dafür verloren das eigene Körpergewicht zu tragen, welches überdies bei jedem Schritt auch noch um einige Zentimeter angehoben und wieder abgesenkt werden muß.

Ganz anders der Radfahrer. Sein Körpergewicht ruht auf dem Sattel, dafür muß keine Kraft aufgewendet werden. Alles was seine Füße treten können geht zu 100 % auf die Pedalen und wird von dort zu ca. 80 % (das ist ungefähr der Wirkungsgrad des Kettenantriebs) auf das Hinterrad übertragen. überdies genießt der Radfahrer das Privilleg quasi gleiten zu können, denn sein Fahrzeug rollt weiter, wenn er eine Tretpause macht. Das kann der Fußgänger auch nicht, der nämlich bleibt sofort stehen, wenn er nicht mehr treten mag.

Das Fahrrad ist also von allen dem Menschen zur Verfügung stehenden Fortbewegungsarten diejenige mit der bestmöglichen Effizienz. Leider ist aber das Auto mit jeweils einer Person darin (nur dem Fahrer und sonst keiner) noch immer der Standard im Straßenverkehr, und das ist ohne jeden Zweifel von allen Fortbewegungsarten diejenige mit der geringsten Effizienz.

Eigentlich ist das Wahnsinn! Aber es ist ein Wahnsinn an den wir uns gewöhnt haben und der uns lieb geworden ist. Es wird darum nicht leicht sein sich davon zu trennen. Wir werden also auch in Zukunft Autos haben, das steht außer Frage. Die Frage ist aber, ob es wirklich notwendig ist, das Auto für jede Fahrt zu benutzen?

Diverse Untersuchungen haben ergeben, daß die Mehrzahl aller Autofahrten über kurze Strecken von wenigen hundert Metern bis ca. 10 Kilometer gehen. Genau das aber sind Entfernungen, für die das Fahrrad nicht nur eine ernstzunehmende, sondern zumeist sogar eine bessere Alternative darstellt. Besonders im stets verstopften Innenstadtverkehr wird man sehr schnell feststellen, daß man mit dem Fahrrad deutlich schneller ans Ziel (und wieder zurück) kommt als mit jeder „Knatterdose“, auch die leidige Parkplatzsuche ist für den Radfahrer kein Thema. Ich schätze, daß ca. 70 bis 80 Prozent aller Autofahrten in diesem Sinne entbehrlich wären, weil sie teils genausogut, teils besser, auch mit dem Fahrrad absolviert werden könnten.

Fahrrad fahren ist gesund!

Das Fahrrad ist aber nicht nur ein geiles Fahrzeug, es ist auch ein nicht minder geniales Sportgerät. Es ist nicht nur eine gute „Medizin“, sondern auch ein hochwirksames Geriatricum. Und das alles ohne Rezept, ohne Rechnung und ohne Nebenwirkungen.

Wer regelmäßig Fahrrad fährt (dreimal die Woche ca. eine halbe Stunde Radfahren reicht schon), der

Oder mit einem Wort: der ist rundum gesünder! Radfahrer leben nachweislich länger als nicht-Radfahrer, werden seltener krank (davon können auch unsere Krankenkassen ein Lied von singen) und bleiben auch im Alter länger fit. Ganz abgesehen davon sind Radfahrer stets besser gelaunt, denn beim Radfahren werden Endorphine (Glückshormone) freigesetzt, die für unser allgemeines Wohlbefinden wichtig sind, es ist also auch noch gut gegen Depressionen.

Allerdings sollte es wirklich das Fahrrad sein und nicht das Fahrradergometer in der Mucki-Bude, denn bei der Fahrradattrappe in der Halle fehlt die frische Luft und das berauschende Erlebnis sich zu bewegen, denn man strampelt ja dumm und dämlich auf der Stelle. Im Sommer wird man in der Mucki-Bude überdies den erfrischend kühlenden Fahrtwind vermissen, will sagen, man schwitzt sich zu Tode und ist vorzeitig erschöpft. Schon nach zehn Minuten hat man die Schnauze gestrichen voll und gibt auf, noch ehe man eine signifikante Wirkung erzielt hat.

Radfahren ist auch als Rehabilitation nach Unfall und/oder Krankheit bestens geeignet. Anders als beim Laufen entfallen die schockartigen Stöße, die bei jedem Auftritt zwangsläufig auftreten und die Gelenke belasten. Statt dessen rotieren die Füße harmonisch in einem Kreis, ohne daß dabei gefährlichen Kraftspitzen autreten. Selbst Menschen mit Rücken- und/oder Knieproblemen, die sich beim Laufen quälen, kännen mitunter immernoch überraschend gut Fahrrad fahren. Nicht einmal Übergewicht ist ein Problem, denn die Körpermasse muß ja nicht permanent gestemmt werden.

Das Fahrrad, ein Segen für die Umwelt

Das Fahrrad benötigt keinen fossilen Treibstoff, ist also vollkommen unabhängig von der immer unsicherer und stets teurer werdenden Ölversorgung. Und weil es keine fossilen Brennstoffe benötigt, emittiert es auch keine schädlichen Gase. Die ganze Antriebsenergie kommt aus der Nahrung des Fahrers und dabei handelt es sich um biologische Substanzen die beliebig nachwachsen. Und ganz aktuell, auch die Feinstaub-Emission ist minimal, praktisch nicht vorhanden. Das Fahrrad ist also sauber, es gefährdet weder Luft noch Grundwasser.

Das Fahrrad emittiert weiterhin keinen Lärm und kommt überdies mit äußerst wenig Platz aus. Selbst wenn alle 60 Millionen Fahrräder in Deutschland alle an einem Tag zugleich unterwegs wären, würde das die Umwelt nicht so belasten als wenn auch nur ein eiziges Auto führe! Wer also einen Beitrag dazu leisten will, daß wir auch in Zukunft noch klares Wasser zum Trinken und reine Luft zum Atmen haben, der sollte so oft wie möglich das Fahrrad dem Auto den Vorzug geben.

Das Fahrrad ist sicher!

Obgleich Politiker, Verwaltungsbeamte, Presse, Funk und Fernsehen, sowie diverse Automobilclubs und sonstige sogenannte Experten stets das Gegenteil behaupten, ist das Fahrrad ein außerordentlich sicheres Fahrzeug!

Es ist zwar zutreffend, daß wir anno 2004 mit 73.209 verletzten Radfahrern in der Statistik leider etwas überproportional vertreten waren. Dafür schneiden wir aber bei den getöteten Verkehrsteilnehmern mit nur 477 Opfern überaus günstig ab. Unser Anteil an der Gesamtsumme aller Verkehrstoten von 5.862 Opfern beträgt 8,1 Prozent. Bedenkt man dabei, daß unser Anteil am Straßenverkehr bei ca. 12 Prozent liegt, brauchen wir uns mit dieser Zahl wahrlich nicht zu schämen.

(Das Zahlenmaterial stammt vom Statistischen Bundesamt.)

Fahrrad fahren ist grundsätzlich nicht gefährlicher als Zufußgehen, und bezieht man sich auf die dabei zurückgelegte Strecke, dann ist es sogar sicherer!

Unfälle vs. Radverkehr

Es ist weiterhin nachgewiesen, daß das Radfahren um so sicherer wird, je mehr Radfahrer auf der Straße sind; ein Vergleich mit den Niederlanden soll uns dies beweisen.

Ein deutscher Radfahrer legt im Jahr ca. 300 km zurück, unsere westlichen Nachbarm kommen auf über 800 km per anno. Auch ist die Radverkehrsdiche in den Niederlanden ca. doppelt so hoch als bei uns. Und was ist die Folge? Ein deutscher Radfahrer erleidet im Schnitt ca. alle 36 Millionen Kilometer einen schweren Unfall, einen Holländer erwischt es erst nach ca. 58 Millionen Kilometer.

(Diese Aussage stützt sich auf Zahlenmaterial der Europäischen Kommission. Die im Text zitierten Werte sind exakt, soweit sie aus dem etwas unscharf und schief kopierten Diagramm ablesbar sind)

Facit:

Das Fahrrad hat viele Vorteile aber keine Nachteile. Es ist primär ein vollwertiges und zugleich ökonomisches Fahrzeug, denn man kommt nahezu ohne Geld von A nach B (Verbrauch: ca. ein belegtes Brötchen auf 100km), und hat auch noch Spaß dabei. Es ist zugleich ein geniales Sportgerät, denn es hält den Fahrer jung und gesund. Überdies ist es nachweislich sicherer als Auto, Moped oder Motorrad. Und last but not least, es belastet die Umwelt nicht. Wir alle sollten darum „Velosophen“ werden und das Fahrrad anderen Fahrzeugen vorziehen, wo immer das mögich ist.


(©2017) by Erika Ciesla, 68167 Mannheim/Germany)

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